Ratgeber: Wie finde ich die für mich passende Acrylfarbe?
Kennen Sie das? Sie möchten mit Acrylfarbe arbeiten und sprudeln vor kreativen Ideen. Sie fahren in einen gut sortierten Künstlerfachmarkt – idealerweise zu Gerstaecker – begeben sich in die Abteilung für Acrylfarben und finden sich umgeben von den schönsten Farbtönen wieder. Eine paradiesische Vorstellung. Zunächst. Und dann? Sie sind womöglich etwas überfordert.
Haben Sie auch schon einmal ratlos vor einem Regal voller Farben gestanden – schon fast erschlagen von der Fülle an Angeboten? Worin unterscheiden sich die einzelnen Acrylfarben? Welche Farbe sollen Sie nehmen? Studio- oder doch lieber Künstlerqualität? Wann macht welche Farbe Sinn?
Sie haben bereits Ihren Favoriten gefunden, auf den Sie jedes Mal gerne wieder zurückgreifen? Prima! Oder möchten Sie vielleicht einmal etwas Anderes ausprobieren, als das bereits Bekannte? Sind Sie noch auf der Suche nach der passenden Acrylfarbe? Dann haben wir hier ein paar nützliche Tipps für Sie:
Studienacrylfarben vs. Künstleracrylfarben
Die Künstlerwelt unterscheidet Acrylfarben grundsätzlich in zwei Kategorien. Die Studienacrylfarben und die Künstleracrylfarben. Einen wesentlichen Unterschied erkennen Sie bei Ihrem ersten Blick aufs Preisschild: Studioacrylfarben sind in der Regel günstiger als Künstleracrylfarben.
Woher kommen diese Preisunterschiede? Spielt das qualitativ eine Rolle? Ja!
Das Geheimnis besteht in der Qualität der verarbeiteten Rohstoffe – besonders in den Farbpigmenten. In Künstleracrylfarbe kommt eine hohe Anzahl an teuren Pigmenten zum Einsatz. Dies spiegelt sich nicht nur in der Farbbrillanz, sondern auch in Feinheit, Leuchtkraft, Lichtechtheit und Haltbarkeit wieder.
Bei Studienacrylfarben verzichten Hersteller meist auf teure Pigmente. Statt reinen 1-Pigment Farbtönen finden Sie hier Pigmentgemische und einen höheren Bindemittelanteil. Die geringere Pigmentkonzentration, Pigmentgemische und Füllstoffe zeigen im direkten Vergleich zur Künstlerqualität ihre Folgen - besonders beim Mischen. Je höher und reiner pigmentiert eine Farbe ist, desto brillanter bleibt sie auch in der Mischung.
Dennoch: Studienfarben überzeugen nicht nur im Preisvergleich. Die Farben werden in guter Qualität hergestellt und liefern qualitativ gute Ergebnisse! Wer gerne mit puren Farben arbeitet, der hat an dieser Farbqualität sicherlich seine Freude.
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen. Bevor sie museumsreife Bilder auf die Leinwand zaubern, heißt es üben, üben und nochmal üben. Und wer viel übt, der braucht auch viel Farbe. Ein kostspieliges Unterfangen, dem die Studienacrylfarben sehr entgegen kommen. Ihren Namen haben sie schließlich nicht umsonst: Die Qualität für sorglose Farbstudien.
Nützliche Tipps für Einsteiger
1) Wählen sie zum Ausprobieren günstige Studienfarben in kleinen Gebindegrößen. Häufig bieten Farbhersteller Einsteiger-Sets an. Diese kleinen "Probierpakete" enthalten die üblichen Grundfarben inklusive Schwarz und Weiß. Alles, was Sie benötigen, um loszulegen.
2) Probieren und experimentieren Sie nach Herzenslust. Testen Sie verschiedene Mischungsverhältnisse. Wie verhält sich die Farbe bei dünnem oder pastosem Aufstrich? Wie trocknet sie auf? Erkunden Sie die Farbenlehre nach allen Regeln der Kunst und lassen Sie sich von den Ergebnissen überraschen.
3) Haben Sie erste Erfahrungen gesammelt, dann greifen Sie auf die breite Palette wunderschöner Acrylfarbtöne zurück.
4) Farbtöne, die Sie besonders häufig verwenden, legen Sie sich idealerweise in einem größeren Gebinde zu. Das erspart Ihnen ein häufiges Nachkaufen und ist günstiger. Hohe Gebindegrößen haben nämlich einen niedrigeren Grundpreis (Preis/100 ml).
5) Wichtig: Fehler dürfen passieren. Nur Mut! Sie können Acrylfarbe nach dem Trocknen übermahlen und Fehler ausbessern.
Tipps vor dem Kauf
Pastos oder mit Wasser verdünnt – Welche Farbe für welche Technik?
Sie wollen die Acrylfarbe mit Wasser verdünnen? Dann sind Künstleracrylfarben die richtige Wahl. Farben in Künstlerqualität sind sehr hoch pigmentiert. Sie besitzen also eine hohe Farbbrillanz und eine gute Deckkraft. Perfekt für farbintensive Aquarelleffekte.
Sie können auch Studienacrylfarbe mit Wasser anrühren. Diese verlieren allerdings etwas schneller ihre Leuchtkraft, da der Pigmentanteil geringer ist. Die richtige Mischung von Farbe und Wasser ist entscheidend. Wasser löst die Pigmente vom Bindemittel. Das macht es schwierig, eine gleichmäßige Farbfläche zu erhalten. Testen Sie sich hier also vorsichtig heran.
Eine weitere Alternative: sparen Sie sich das Anrühren und greifen sie direkt zur malfertigen Variante. Dünnflüssige Acrylfarbe eignet sich hervorragend für Lasur- und Nass-in-Nass-Techniken. Da keine Zugabe von Wasser mehr nötig ist, behalten die Farbtöne garantiert ihre Brillanz und Intensität. Natürlich können sie flüssige und pastose Farben auch miteinander kombinieren.
In der Spachteltechnik arbeite Sie in mehreren Schichten. Für die Grundierung genügt hier eine günstigere Farbe. In den darüber liegenden Schichten variieren Sie dann mit verschiedenen Qualitäten. Für besonders dicke Aufträge benötigen Sie sehr viel Farbe - daher ist teure Künstleracrylfarbe nicht unbedingt zu empfehlen.
Hier bieten die günstigeren Studioacrylfarben eine gute und gern gesehene Alternative. Gerade im pastosen Farbauftrag überzeugt auch die Studioqualität durch Farbintensität und Brillanz.
Gestalten sie also die Effekte mit der günstigeren Qualität und setzen sie in der letzten Schicht gegebenenfalls Highlights mit einzelnen hochpigmentierten Künstleracrylfarben.
Schöne Effekte erzielen sie z.B. mit:
- Spachtelmasse
- Papier
- Sand
- Karton
- Holz
- Struktupasten
- Uvm.
Alles Pinsel, oder was?
Auf keinen Fall! Sie können mit so viel mehr malen, als mit einem Pinsel. Ganz egal ob Spachtel, Schwamm, Rolle oder Finger – ja sogar mit einem Kamm oder einer alte Kreditkarte. Merken Sie sich diese Faustregel: Je mehr Effekte Sie wünschen, desto unterschiedlicher die Malutensilien.
Noch ein Qualitäts-Tipp zum Schluss
Gute Farben punkten mit gleichbleibender Farbqualität. Dies schließt auch den Farbton selbst mit ein.
Wie erkennen Sie also langfristig eine gute Farbe?
Vergleichen Sie den nachgekauften Farbton mit dem bereits verwendeten. Ist er identisch, sind Sie im Besitz einer qualitativ hochwertigen Farbe.
Bei günstigeren Farben können - je nach Charge - die Pigmentmischung und damit auch der Farbton leicht variieren.