Plastilinmalerei - Malen mit Knete. Künstler-Interview mit Laird René Sichart
Gerstaecker: Bitte stellen Sie sich selbst zunächst unseren Lesern kurz vor.
Laird René Sichart: Ich bin in München geboren, studierte Musik und Kunsterziehung für das Lehramt. Mein Studium finanzierte ich mit Malerei und Musik.
Nach kurzer Zeit im Schuldienst beschloss ich, als Profimusiker meinen Weg zu finden. Ich tourte mit Bands in Europa und Übersee, war dann GM bei einem großen Label. Sämtliche Cover-Entwürfe gestaltete ich selbst und hatte auch die Möglichkeit, an Ausstellungen teilzunehmen. Seit vielen Jahren bin ich als Musiker unterwegs und meine Bühnen-Acts werden stets mit meinen Gemälden an der Bühnenwand begleitet. Das heißt: die Plastilin-Gemälde werden an die Bühnenwand gebeamt. Ich erspare mir jegliche Übersetzung des jeweiligen Songs. Kommt ein Song von Whitney Houston, dann wird die Whitney gezeigt. Die gebeamten Gemälde wirken sehr plastisch.
Ausstellungen führe ich weltweit durch, so vertreten für die ART BASEL, ART MIAMI, in Dubai, Las Vegas, St. Petersburg, Shanghai, Zhengzhou/China, Quito/Ecuador, natürlich auch im Land des „Blauen Reiters“ in Murnau oder meiner Wahlheimat in Edinburgh/Schottland.
Homepage: www.sich-art.npage.de
YouTube: Plastilin-Malerei René Sichart
Kontakt: lairdofsanday@gmail.com
Tel: 0151 506 531 36
Gerstaecker: Wie und wo haben Sie Ihren Weg zur Kunst gefunden?
Laird René Sichart: Ich wuchs bei meinen Großeltern in einem Handwerksunternehmen auf. Dort wurden Ersatzteile für Motorenwerke und KFZ erfunden, kreiert und entwickelt - bis zur Fertigung. Das machte mich neugierig und ich durfte bei den Zeichnungen und Modellen mitwirken.
Damals arbeitete man noch nicht am PC mit diversen Programmen in 3D-Technik. Folglich wurden die Teile zunächst gezeichnet, mit Modelliermasse (z.B. Ton) oder Holz als Model dargestellt und dann in Metall umgesetzt. Meine Kinderschwestern („Nannies“) wurden alle nach ihren künstlerischen Fähigkeiten ausgewählt, sie mussten kunsthandwerklich begabt sein und zeichnen können, um auch im Betrieb mitwirken zu können.
Ich zeichnete, malte und musizierte.
Damit waren die Ansätze für meine künstlerische Entwicklung vorgegeben.
Gerstaecker: Plastilinmalerei - was ist das?
Laird René Sichart: Die Plastilinmalerei wurde von mir durch einen Zufall vor 20 Jahren erfunden. Auf einen festen Malgrund wie Pappe oder Holz wird das vorher weich geknetete Plastilin mit den Fingern aufgetragen, regelrecht in den Malgrund „massiert“. Überschüssige Kanten werden mit einem Spachtel entfernt. Abschließend besteht die Möglichkeit, mit einem Haarfön Übergänge zu glätten und das Werk haltbar zu machen. Nach ein paar Tagen wird das Gemälde dann mit Firnis seidenmatt fixiert.
Plastilin ist völlig ungefährlich, da aus natürlichen Substanzen.
Plastilin auch Knete genannt, modert nicht, die Gefahr von Schimmelbildung ist ausgeschlossen.
Gerstaecker: Wie kamen Sie dazu, diese Technik anzuwenden?
Laird René Sichart: Diese Technik gab es vor mir noch nicht. Ich formte mit Plastilin = Knete kleine Figuren auf der Terrasse. Die Sommerhitze ließ die Figuren leicht schmelzen und so versuchte ich mit dem äußerst weichen Plastilin zu malen. Gemeinsam mit meiner Tochter, der diverse Farben fehlten, begannen wir mit den Fingern das Plastilin auf harten Karton aufzutragen.
Diese neue Art der Malerei bereitete uns und machte unheimlich viel Spaß. Sie hat den Vorteil, dass Änderungen - im Unterschied zur Malerei - noch nach Wochen durchgeführt werden können, solange das Gemälde noch nicht mit Firnis besprüht wurde.
Gerstaecker: Welche Vorteile hat die Plastilinmalerei für professionelle Künstler?
Laird René Sichart: Es ist eine Technik, die noch relativ unbekannt ist und damit Kunden-Interesse weckt. Damit kann sich der Profi deutlich von den Kolleginnen und Kollegen abheben.
Plastilin ist überall erhältlich. Von Vorteil ist es allerdings, größere Blöcke bei Gerstaecker zu ordern.
Plastilinmalerei bietet plastische Ergebnisse. Plastilinmalerei fördert auch bei Erwachsenen die Feinmotorik.
Der professionelle Künstler ist nie vor den Gefahren durch Terpentin oder Zusatzmitteln gefeit. Plastilin jedoch ist völlig ungiftig.
Gerstaecker: Mixed Media mit Plastilin, geht das?
Laird René Sichart: Ja, indem der Künstler nicht alle Flächen mit Plastilin gestaltet, sondern Hintergründe bzw. diverse Flächen herkömmlich bemalt (schnell trocknende Farben wie Acryl) und nur die plastisch wirkenden Flächen mit Plastilin kreiert.
Gerstaecker: Widmen wir uns Ihren eigenen Werken. Wie sind sie aufgebaut, wie gehen Sie an ein Bild heran?
Laird René Sichart: Mittlerweile habe ich sehr viele private Aufträge, darunter hauptsächlich von bekannten Musikern die sich, ihre Bands oder Größen aus dem Showbiz, Labels oder Privatpersonen in dieser Malart sehen wollen.
Es werden mir meist Fotos vorgelegt, die ich zunächst zeichnerisch und mit Aquarellfarbe anlege. Ist der Kunde mit dem Entwurf einverstanden und die Werkgröße bekannt, besorge ich mir die entsprechenden Malgründe. 4 mm Stärke HDF bei Größen bis 50/50 cm, für größere Objekte höhere Stärken oder Holzplatten.
Plastilin beziehe ich meist in großen Würfeln. Zum Teil zeichne ich mit Bleistift die Umrisse vor. Dann geht es mit der Knete = Plastilin los.
Abschließen föhne ich das Gemälde leicht an und später kommt Firnis drauf.
Gerstaecker: Woher nehmen Sie Inspiration? Verarbeiten Sie persönliches in Ihren Bildern?
Laird René Sichart: Bedingt durch die vielen Reisen als Musikus (500.000 Flug-Meilen in 6 Jahren) sehe und erlebe ich viele Orte, Städte und Natur. Ein Privileg, das nicht viele Menschen haben.
Ich sauge regelrecht die Kultur auf. In anderen Ländern, wie z.B. China, werden mir immer Ateliers kostenlos zur Verfügung gestellt, da Kunst dort eine hohe Wertigkeit innehat.
Auf den Straßen zeichne oder fotografiere ich, im Atelier wird dann alles in Malerei umgesetzt. Selbstverständlich male ich auch mit Öl-, Acryl-, Temperafarben oder Farbstiften.
Gerstaecker: Wagen wir noch einen abschließenden Blick in die Zukunft. Welches sind Ihre Herzensanliegen für die weitere Entwicklung Ihrer Kunst?
Laird René Sichart: Ich möchte deutschlandweit Künstler und Kunstbegeisterte, jeglicher Art, auch Kindergärten für diese Art der Malerei begeistern. Das heißt, in Workshops mein Wissen weitergeben. In den KiGas wurde bereits begonnen und die Kinder nehmen die Plastilinmalerei mit viel Freude auf.
Es ist die beste Methode, die Feinmotorik zu sensibilisieren.
Für die erwachsenen Kunstbegeisterten tut sich mit Plastilin ein völlig neues Kunstdorado auf.
Dazu suche ich Dozenten und Künstler, die für mich die Workshops durchführen, in einer Art von Franchise-System. Selbstverständlich werden die zukünftigen Plastilin-Maler von mir hier in Murnau geschult. Die Gebühren sind moderat.
Es wäre mir eine große Freude, wenn die Plastilinmalerei viele Freunde findet!